Die Abstimmung über den Brexit ist erfolgt; die Mehrheit der Briten hat sich bei der Abstimmung am 23. Juni 2016 für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union entschieden. Der Brexit hat nicht nur für die Briten, sondern für die gesamte Europäische Union weitreichende Folgen – auch für Deutschland hat das Konsequenzen. Für den Brexit gilt eine Übergangsfrist; erst danach ist das tatsächliche Ausmaß der Folgen zu spüren.
Die Übergangsfrist für den Brexit
Der Brexit wurde von mehr als 50 Prozent der britischen Wähler gefordert, bei einer Wahlbeteiligung von über 70 Prozent. Als Konsequenz daraus hat Premierminister David Cameron seinen Rücktritt angekündigt. Er will die EU über den Austritt Großbritanniens informieren. Nach dem Brexit gilt eine Übergangsfrist von zwei Jahren, in der die EU-Regelungen für Großbritannien weiterhin in Kraft bleiben. Etwa zwei Jahre dauert die Auflösung der vertraglichen Bindungen zwischen der EU und Großbritannien, danach erfolgen Verhandlungen über die weiteren Beziehungen zwischen Brüssel und London.
Wirtschaftliche Folgen für Deutschland
Der Brexit wirkt sich weltweit auf die Wirtschaft aus, das britische Pfund und verschiedene Aktien sanken in den Keller. Auch an der deutschen Wirtschaft geht der Brexit nicht vorbei, die größten Verlierer sind Autokonzerne wie Daimler und BMW. Großbritannien ist ein wichtiger Absatzmarkt für Autos aus Deutschland. Nicht nur für die Autohersteller, sondern auch für andere deutsche Konzerne bedeutet der EU-Austritt Großbritanniens Verluste; mehr als 2.500 deutsche Unternehmen haben in Großbritannien eine Niederlassung. Das Vereinigte Königreich tritt aus der EU und damit auch aus dem europäischen Binnenmarkt aus, der Verlust von Arbeitsplätzen droht. Aufgrund der Abwertung des britischen Pfunds im Vergleich zum Euro ist mit einer höheren Inflation zu rechnen, die zu einer Erhöhung der Preise für deutsche Produkte in Großbritannien führt und den Absatz erschweren könnte. Großbritannien war im vergangenen Jahr drittgrößter Exportmarkt für deutsche Unternehmen. Wie der Kreditversicherer Euler Hermes ermittelte, könnten deutsche Exporteure bis 2019 einen Verlust von 6,8 Milliarden Euro verzeichnen, was neben der Automobilindustrie auch die Chemie und den Maschinenbau besonders hart treffen könnte. Britische Produkte könnten in Deutschland aufgrund des stark abgewerteten Pfunds kurzfristig billiger werden, doch könnten sie sich danach wieder verteuern, da wieder Zölle und andere Handelsabgaben fällig werden.
Studienaufenthalte in Großbritannien
Bei deutschen Studenten ist Großbritannien beliebt; nach Angaben des Statistischen Bundesamtes studierten 2013 immerhin 15.700 Deutsche im Vereinigten Königreich. Die Studenten müssen nun mit höheren Studiengebühren rechnen, während für sie zuvor der gleiche Satz wie für britische Studenten galt. Der Brexit könnte auch ein Ende der Teilnahme Großbritanniens am europäischen Bildungsprogramm Erasmus bedeuten, das eine finanzielle Unterstützung für Studenten im Ausland gewährt. Allerdings ist für die Teilnahme an diesem Programm eine EU-Mitgliedschaft keine Bedingung, denn auch die Türkei und Island als Nicht-Mitglieder der EU nehmen daran teil.
Konsequenzen für die Geldanlage
Die Abwertung des Pfunds führte auch in Deutschland zu Turbulenzen an der Börse, doch sollten Anleger angesichts der starken Kursschwankungen nicht vorschnell handeln. Für deutsche Sparer mit einer Geldanlage bei einer britischen Bank gilt weiterhin eine Einlagensicherung von 75.000 Pfund, was dem europäischen Standard von 100.000 Euro entspricht. Von Interesse für deutsche Sparer sollte allerdings die langfristige Entwicklung des Wechselkurses sein; er könnte zu einem Abschmelzen der Einlagensicherung im Vergleich zum Euro führen. Die Stiftung Warentest rät zu einer Einrichtung eines Puffers zur Grenze von 100.000 Euro.
Auswirkungen des Brexit für Reisende
Großbritannien ist ein wichtiges Reiseland der Deutschen; für Kurzreisen und Urlaub ebenso wie für Geschäftsreisen. Da Großbritannien nicht zu den Staaten des Schengener Abkommens gehört, gelten schon jetzt für die Einreise nach Großbritannien strengere Kontrollen als in andere EU-Länder. Noch reicht für die Einreise ein Personalausweis aus, doch könnte künftig ein Reisepass oder ein Visum benötigt werden. So wie in Norwegen und in der Schweiz, wo sich EU-Bürger bis zu 90 Tage visumsfrei aufhalten dürfen, könnte es auch in Großbritannien geregelt werden. Da in Norwegen von vielen Banken und Behörden ein EU-Personalausweis nicht anerkannt wird, rät das Auswärtige Amt zur Mitnahme eines Reisepasses bei einem längeren Aufenthalt in Großbritannien. Aufgrund des Abwärtstrends des Pfunds könnten Reisen nach Großbritannien preiswerter werden. Änderungen könnten sich bei Fahr- und Fluggastrechten ergeben, es ist nicht sicher, ob Reisende bei Verspätung oder Annullierung eines Fluges auch künftig Anspruch auf eine Entschädigung haben. Für gesetzlich Krankenversicherte ändert sich bei einem Aufenthalt in Großbritannien zunächst nichts; die Krankenkassen übernehmen auch weiterhin die Kosten für notwendige Heilbehandlungen, wenn der behandelnde Arzt für den National Health Service arbeitet. Die private Krankenversicherung übernimmt die Kosten für erforderliche Heilbehandlungen, wenn sich die Versicherten nicht länger als einen Monat in Großbritannien aufhalten. Schließlich könnten Reisende nach Großbritannien mit höheren Mobilfunkkosten rechnen. Während die Roaming-Kosten innerhalb der EU 2017 wegfallen sollen, könnten sie in Großbritannien weiterhin erhoben werden.
Fazit zum Thema: Auswirkungen des Brexit für Deutschland
Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat Folgen für die gesamte EU, auch für Deutschland. Viele Unternehmen, vor allem die Automobil- und Chemiebranche sowie der Maschinenbau, müssten mit Verlusten rechnen, was einen Abbau von Arbeitsplätzen nach sich ziehen könnte. Auswirkungen könnte der Brexit auch für den Finanzmarkt haben. Deutsche Studenten in Großbritannien müssten mit höheren Studiengebühren rechnen. Änderungen könnten sich künftig auch für Reisende ergeben.